Corona-Krise in Indien

hug you Bio Baumwolle

Die Corona-Krise und die indischen Unternehmen

Wie geht es der Wirtschaft rund um Bio-Baumwolle in Indien?

Wir haben Ströme von Tagelöhnern in den Nachrichten gesehen, die auf Bahnhöfe strömen – ohne Schutz vor Ansteckung. Diese Menschen werden vom indischen Staat nicht unterstützt und versuchen auf dem Land zu überleben bei Verwandten. Die Ansteckungszahlen steigen wie erwartet, die Situation spitzt sich zu.

Ein Interview mit Akilesh Taparia, Hersteller von hug you in Indien

Wie geht es den Bio-Baumwolle Textilunternehmen in Indien?
Akilesh Taparia (AT) ist ein Kämpfer für biologischen Landbau und Anbau von Bio-Baumwolle in Madhya Pradesh, Indien. Er ist mein Produzenten für die hug you Bettwäsche. Ich habe ihn gefragt, wie es ihnen geht.
AT: „Wir haben seit 20 Tagen den Betrieb geschlossen (stand 10.4.2020). Wir haben im letzten Monat alle Löhne gezahlt, da die Regierung keinen Beitrag zum Gehalt leisten wird. Die wirtschaftliche Situation wird voraussichtlich überall sinken. Die Bindung von Arbeitnehmenden wird eine große Herausforderung beim Wiederaufnehmen des Betriebs sein. Die Sperrung wird voraussichtlich bis Ende April oder Anfang Mai dauern, da die positive getesteten Zahl der Covid19-Infizierten zunimmt.
Von offizieller Seite wird bestätigt, dass die Kurve in Indien immer noch exponentiell steigt, sowohl die der Infizierten, als auch die der Todesopfer. Das Verhältnis ist nach John Hopkins University jedoch deutlich niedriger als bei uns mit etwa 0,4, das heisst 100 Todesopfer bei 3600 hospitalisierten Covidfällen. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher sein, wenn man die Verhältnisse in Indien kennt.
Der Einfluss der Krise auf den Bio-Baumwolle Anbau

JH: „Wie beurteilen Sie die Chancen von Bio-Baumwolle, wird der Anbau fortgesetzt oder wird die diesjährige Ernte unter der Pandemie leiden. Wird der Weltmarkt einen Einbruch erleiden oder gibt es sogar eine Chance auf Wachstum?“
AT: „Auf die Baumwollproduktion wird die Pandemie keine wirklichen Auswirkungen haben, da alle Landwirte arbeiten. Tatsächlich sollte die Ernte zunehmen, da die Arbeitskräfte aus den Städten in die Dörfer zurückkehren, sodass Chancen auf höhere Ernteerträge zu erwarten sind.“

Die Chancen der Bio-Baumwolle nach der Krise

JH: „Go Green zeichnet sich bereits durch soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit und ökologischen Landbau aus. Gibt die Krise dem Unternehmen die Möglichkeit, noch bessere Strukturen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Chancengleichheit aufzubauen, vielleicht mit einem Schulungszentrum?“
AT: „Nach dieser Krise sollte der globale Fokus jetzt definitiv auf Naturprodukte anstatt auf künstliche Produkte liegen. Daher sollten sich die Chancen für eine Verbesserung der Nachfrage nach Bio-Baumwollprodukten erhöhen. Wir bei Go Green setzen uns für soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit und kontinuierliche ökologische Produktion ein. Diese Krise hat uns bereits Gelegenheit gegeben, uns zu profilieren.“

Fachkräfte halten als Herausforderung

JH: „Wie geht es nun weiter für Sie? Wie könnte der Rückgang der Fachkräfte ausgeglichen werden? Gibt es nach der Krise Schulungsprogramme für junge Menschen, die eine Chance auf gute Arbeit bekommen könnten?“
AT: „Es ist noch zu früh, um etwas zu kommentieren, da wir nicht wissen, wann wir wieder öffnen werden. Wir haben jedoch angefangen, Bestellungen zu bearbeiten, die zurückgehalten wurden, als die Pandemie in den USA begann. Wir bei Go Green setzen uns nach wie vor für soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit und kontinuierliche ökologische Produktion ein. Diese Krise hat uns bereits Gelegenheit gegeben, uns zu profilieren. Welche Möglichkeiten sich noch eröffnen, werden wir sehen.“

Offizielle Meinung

„Aufgrund seiner Bevölkerungsdichte ist Indien besonders von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen betroffen. Mathematische Modelle gehen davon aus, dass im Verlauf der Virusausbreitung in Staaten wie den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich zwischen 20 und 60 % der Bevölkerung mit dem Virus infiziert würden. Wenn man diese Zahlen auf Indien hochrechnet und von den niedrigsten Annahmen ausgeht, kommt man auf 300 Millionen infizierte Personen. Nach bisherigen Erfahrungen verliefen zwischen 10 und 20 Prozent der Infektionen schwer, was für Indien zwischen 4 und 8 Millionen Fälle bedeutet, die eine stationäre Krankenhausbehandlung benötigen. In ganz Indien gibt es jedoch nur zwischen 70.000 und 100.000 Betten auf Intensivstationen. Dies ist sehr beunruhigend und Indien hat nicht mehr viel Zeit, sich auf die Pandemie vorzubereiten. Man müsste sich am chinesischen Modell orientieren und in aller Eile Notkrankenhäuser erbauen, oder beispielsweise Stadien in Krankenhauseinrichtungen umfunktionieren und die Bevölkerung auf die kommenden Probleme vorbereiten“ so Wikipedia am 10. April 2020.

Und weiter „Eine Einreisesperre ist seit dem 18. März verhängt für Europa, EFTA Staaten, Grossbritannien und die Türkei. Am 24. März 2020 erklärte die indische Regierung eine weitgehende Ausgangssperre für die kommenden 21 Tage. Die Maßnahme löste eine Massenmigration von Dutzenden Millionen Menschen – Tagelöhnern und Saisonarbeitern – aus, die teilweise über Hunderte von Kilometern zu großen Teilen zu Fuß in ihre Heimatorte zurückkehrten, da sie arbeitslos geworden waren und wirtschaftlich sonst nicht überleben konnten. Die Personenzüge waren außer Kraft gesetzt. Nur eine Minderheit der heimkehrenden Arbeitsmigranten konnte von der Regierung bereitgestellte Busse für den Transport nutzen. Die Regierung ließ öffentlich Nahrungsmittel verteilen. Angesichts der Massenmigration wurden Sorgen geäußert, dass die Bevölkerungsströme die Virusinfektion im Land verbreiten könnten. Premierminister Narendra Modi entschuldigte sich am 29. März 2020 öffentlich für die sozialen Härten der verhängten Ausgangssperre, die vor allem die Ärmsten der Armen schwer traf.“

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